Heute vor 145 Jahren geboren: Erinnerung an Erich Mühsam

Heute vor 145 Jahren, am 6. April 1878, kam Erich Mühsam, einer der bekanntesten deutschen Anarchisten, zur Welt.

Erich war Sohn einer jüdischen Apothekerfamilie und wuchs in Lübeck auf. Bereits früh begeisterte er sich fürs Schreiben. Mit 18 schmiss man ihn wegen unliebsamer politischer Umtriebe von der Schule. Nachdem er an einer anderen Schule den Abschluss nachgeholt hatte, absolvierte er eine Apothekerlehre.

Er kehrte Norddeutschland schließlich den Rücken und ging nach Berlin, wo er bald Kontakt in Kreise revolutionärer Intellektueller knüpfte. Er wandte sich daraufhin dem Anarchismus zu. Nach seinem Umzug nach München arbeitete er an mehreren politischen Publikationen mit.

Als überzeugter Antimilitarist wurde er 1918 festgenommen und zu einer Haftstrafe verurteilt. Im Zuge der Novemberrevolution wurde er Teil des Münchner Arbeiterrats und gehörte auch der Räteregierung in der ersten Phase der Münchner Räterepublik an.

Anders als sein Freund Gustav Landauer, der von Freikorpssoldaten ermordet wurde, überlebte Erich das Ende der Räterepublik. Er wurde zu einer langen Haftstrafe verurteilt.

Wieder auf freiem Fuß widmete er sich erneut der publizistischen Tätigkeit, schrieb gegen die Gefahr eines erneuten Krieges, gegen die Gefahr des Faschismus und das herrschende System an. Gleichzeitig arbeitete er in der Roten Hilfe mit und war Teil verschiedener anarchistischer Gruppen und Organisationen.

Kurz vor der Machtübergabe an die NSDAP veröffentlichte er eines seiner bedeutenden Werke, die programmatische Schrift “Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat”.

1933 wurde er von den Nazis verhaftet und ins Konzentrationslager Oranienburg gesteckt, wo er 1934 von SS-Schergen ermordet wurde.

Erich Mühsam war kein eindimensionaler Charakter. Er sympathisierte mit anarchistischen Kommune-Projekten, unterstützte aber auch aktiv die Bestrebungen der Räterepublik. Er sprach sich klar für einen antiautoritären Sozialismus aus, arbeitete aber auch in der KPD-nahen Roten Hilfe mit, wofür er sogar aus der Föderation Kommunistischer Anarchisten ausgeschlossen wurde. Neben seinen politischen Schriften hinterließ er auch ein umfassendes Lebenswerk aus Dichtkunst, Theaterstücken und satirischen Texten.

Er war ein Freigeist und damit beispielhaft für die anarchistische Bewegung Deutschlands in seiner Zeit, welche er über Jahrzehnte prägte. Deshalb erinnern wir heute an ihn.