Ob Post, Bahn oder Öffentlicher Dienst: Solidarität mit allen Arbeitskämpfen! Für kämpferische Gewerkschaften!

Auch wenn sie deutlich kleiner ausfallen als die aktuellen Kämpfe in Frankreich oder Großbritannien, beginnt das neue Jahr auch bei uns mit einer Reihe laufender und beginnender Arbeitskämpfe in verschiedenen Branchen. Konkret befinden sich aktuell die Arbeiter:innen der Post, der Bahn und des Öffentlichen Diensts im Arbeitskampf. Bei der Post hat es bereits mehrere Warnstreiks gegeben, im Öffentlichen Dienst auch. In all diesen Kämpfen stehen die Forderungen nach Lohnerhöhungen als Ausgleich für die massiven Reallohnverluste durch die Inflation im Zentrum – richtig so!

Denn die Lebensbedingungen von uns Lohnabhängigen verschlechtern sich durch die Teuerungen immer weiter. Immer mehr von uns stehen verzweifelnd vor den Supermarktregalen angesichts der horrenden Preise, überlegen sich zweimal ob sie sich die Tankfüllung am Ende des Monats noch leisten können oder machen aus Angst vor der Gasrechnung die Heizung gar nicht mehr an. Diese Krise wird auf unserem Rücken ausgetragen während etliche Konzerne Rekordgewinne einfahren. Das ist Klassenkampf von oben. Es ist längst Zeit, dass wir uns holen, was uns zusteht. Es ist Zeit für Klassenkampf von unten!

Der Arbeitskampf ist dafür das richtige Mittel. Denn nur wenn wir Bossen und Staat zeigen, dass wir das Schicksal, was sie für uns vorsehen, nicht mehr akzeptieren, dann kann sich was ändern. Es ist daher gut, dass sich in immer mehr Branchen Widerstand regt und wir stehen solidarisch an der Seite aller kämpfenden Belegschaften!

Doch sehen wir wieder einmal, dass die Führung der reformistischen und bürokratischen DGB-Gewerkschaften viel zu zögerlich ist und die berechtigte Wut und den Widerstand der Arbeiter:innen mehr bremst als ihn zu forcieren und zu organisieren. Gerade einmal 8,5% mehr Lohn plus 3000€ Einmalzahlung hat die Führung der IG-Metall letztes Jahr für die Metaller:innen rausgeholt – und musste dafür jahrelang laufende Verträge hinnehmen. Angesichts der Inflationsrate eine Niederlage, die den einfachen Gewerkschaftsmitgliedern trotzdem als Erfolg verkauft wurde. Mehr war aber vermutlich einfach nicht drin, wenn man wie die IG-Metall-Führung einfach darauf setzt, dass es auch ohne richtige Streiks schon laufen wird.

Dass die Führung der DGB-Gewerkschaften, wie wir auch in den aktuellen Arbeitskämpfen wieder sehen, mit aller Macht versucht, dauerhafte Streiks zu umgehen, liegt daran, dass sie im Sinne der Ideologie der Sozialpartnerschaft und der Standortlogik nach Kompromissen mit den Bossen sucht. Damit das auch schön so bleibt, hat der Kanzler im Sommer extra DGB-Führung und Kapital zur “konzertierten Aktion” einbestellt. Doch die Arbeiter:innen und die Kapitalist:innen haben keine gemeinsamen Interessen. Für Kompromisse mit dem Kapital zahlen am Ende die Lohnabhängigen!

Dass das die gut durchfinanzierte DGB-Bürokratie kaum stört, ist wenig überraschend. Es ist ein grundlegendes Problem, dass die Entscheidungen im Arbeitskampf von den Funktionär:innen und nicht demokratisch von den Arbeiter:innen getroffen werden. Die Arbeiter:innen werden in die Passivität gedrängt, was die Aktivierung und Bewusstwerdung der Lohnabhängigen enorm hemmt. Wir treten ein für einen anderen Kurs: Für demokratische, feministische und kämpferische Gewerkschaften als Kampforganisationen der Arbeiter:innenklasse, für Zusammenhalt von unten gegen kapitalistische Spaltung über rassistische oder sexistische Trennlinien hinweg und gegen die Ideologie von Klassenkompromiss und nationalem Standort!

Als Anarchist:innen und Linke müssen wir in den DGB-Gewerkschaften, vor allem aber unter unseren Kolleg:innen für diese Perspektive kämpfen und sie auch von außen an sie herantragen. Unterstützen wir deshalb die aktuellen Streikdemonstrationen und Streikposten und kommen mit unsere Kolleg:innen ins Gespräch! Und unterstützen wir auch den Aufbau der FAU als unabhängige Gewerkschaft!

Für eine umfassende Streikbewegung gegen die Krise!