Vom Danni in die Altmark: Bericht von den aktuellen Kämpfen gegen A49 und A14

Text vom Klimakomitee der Plattform

Aktuell stellen die diversen Waldbesetzungen einen wichtigen Teil der ökologischen Kämpfe in unserer Region dar, doch seit der Räumung des Dannenröder Forsts im vergangenen Jahr bekommt das Thema wieder weniger Aufmerksamkeit. Wir teilen hier deshalb einen Bericht über die aktuellen Kämpfe gegen die Autobahn-Projekte A49 und A14, welcher von einem vor Ort aktiven Mitglied der Plattform verfasst wurde:

“Nachdem im Dezember letzten Jahres unter großer medialer Aufmerksamkeit die Hauptbesetzung auf der Trasse der A49 im Dannenröder Forst geräumt wurde, ist es leise geworden um die hessische Autobahn und die Besetzer*innen. Hin und wieder gibt es zwar kleinere Blockaden der Bauarbeiten, eine Besetzung fand im Februar im Maulbacher Wald statt, wo weiterhin Bäume für die Umlegung einer Stromtrasse gefällt werden sollen, aber nichts was über die Kreise der Szene hinausgeht. Doch bereits Ende 2020 begannen sich Gerüchte über ein Klimacamp im Frühjahr innerhalb der Bewegung zu verbreiten.

Im April fand dann mitten im Lockdown das Camp bei Dannenrod statt. Die Flächen der Mahnwache wurden wieder erweitert; die vorher leeren Flächen waren schnell von bunten Zelten bedeckt, Menschenstimmen erhoben sich im Dorf welches im Herbst noch Zentrum von heftigen Auseinandersetzungen um die Rodung gewesen war. Um die 300 Menschen versammelten sich unter Beachtung eines Corona-Konzeptes für die Woche um Workshops, Vorträgen und dem Aufbau von etwas Neuem beizuwohnen. Alte Bekannte wurden wieder getroffen, neue Verbindungen geknüpft und Wissen angehäuft. Vorträge zu sozialer Gerechtigkeit in der Klimakrise, Gemeinschaftsökonomien, Gemeingütern, Anarchie, Permakultur, Bewegungsgeschichte und vielen anderen Themen wurden gehalten; an den Abenden gab es Konzerte oder Premieren von Filmen mit Danni-Bezug. Die Verbindungen, welche im letzten Jahr geknüpft wurden, wurden gestärkt in den ruhigen Momenten des Camps, ohne drohende Räumung, dafür mit militarisierter Trasse im Hintergrund, immer bewacht von Polizeiautos und Security-Mitarbeiter*innen, damit die Bauarbeiten in Sichtweite des Camps ungestört weitergehen konnten. Die Militarisierung des Waldabschnitts verstärkte sich noch nach einer Baggerbesetzung am 14. April sowie nach einer kämpferischen Spontandemonstration am Folgetag. Trotz langes Zögerns konnten an die 80 Menschen an diesem Tag gemeinsam die endgültige Zerstörung für diesen Tag stoppen, wobei leider drei Ingewahrsamnahmen zu verzeichnen waren, wie es auch schon bei der Baggerbesetzung der Fall gewesen war. Doch wer aufmerksam über die Flächen strich hörte auch einen neuen Wind wispern, welcher die Samen der Dannenröder Waldbesetzung weiter verbreitet hatte: So auch über eine Kiefern-Monokultur in Sachsen-Anhalt, die direkt auf der geplanten Route der A14 liegt, welche die Ostsee mit Magdeburg verbinden soll.

Auch dort gibt es bereits seit fast zwei Jahrzehnten Proteste gegen die geplante Autobahn, aber auch einige Befürworter*innen, welche auf Arbeitsplätze hoffen. Am 24. April wurde der von der Gefahr der Rodung betroffene Wald dann von Aktivist*innen besetzt, nachdem am selben Tag ein Autokorso der Autobahn-Befürworter*innen durch die Dörfer, welche zukünftig an der Autobahn liegen sollen, kurzzeitig blockiert worden war. Mit Plattformen und Seilverbindungen sind die Kiefern nun verbunden um einen langfristigen Widerstand gegen ein weiteres Projekt der Zerstörung aufzubauen.
Während die Besetzung von lokalen Gegner*innen der Autobahn mit solidarischer Unterstützung als ein weiteres Mosaikstück des Widerstandes aufgenommen wurde und auch andere Bewohner*innen der Altmark aus einem reinen Interesse mit offenen Augen und Ohren vorbeikamen, gab es auch bereits unschöne Ereignisse. So berichteten der Twitter-Account der Initiative „Keine A14“ von körperlichen Bedrohungen und auch vor Ort versammelten sich am Wochenende des 1. Mai primär junge Männer auf bedrohliche Weise in Sichtweite der Besetzung. Bisher konnte eine Eskalation jedoch verhindert werden, auch durch das besonnene und deeskalative Verhalten der Besetzer*innen und Anwohner*innen. Ein geplantes Jugend- und Umweltzentrum im Seehausener Bahnhof wurde jedoch bereits demoliert; Aktive berichten von verbalen Angriffen entlang der Bundesstraße sowie an der nächsten Bahnstation.”

Wie dem Bericht zu entnehmen ist, gehen die ökologischen Kämpfe um die Zurückdrängung des fossilen Kapitalismus an vielen Stellen weiter – auch abseits der großen Öffentlichkeit. Wir wollen uns an dieser Stelle noch einmal solidarisch hinter die gegenwärtigen Kämpfe stellen und fordern ein Ende dieser zerstörerischen Politik. Uns ist aber auch bewusst, dass die Herrschenden diese Forderung nicht auf einmal aus schlechtem Gewissen umsetzen werden, sondern dass es Druck vor Ort braucht, um unsere Ziele voranzutreiben. Deshalb: Bringt euch vor Ort in bestehende Initiativen ein oder findet euch mit Menschen bei euch zusammen und startet eigene Initiativen gegen lokale Bauprojekte! Auch in den Städten gibt es Möglichkeiten, die Kämpfe zu unterstützen. Informiert euch und sucht Kontakt zu lokalen Klimagruppen. Nur unsere Selbstorganisierung kann dieses System ohne Zukunft überwinden!

Wald statt Asphalt!