In Erinnerung an Peter Kropotkin, gestorben heute vor 100 Jahren

Heute vor 100 Jahren, am 8. Februar 1921, verstarb Peter Kropotkin, Biologe, Geograf, Revolutionär und Vordenker des anarchistischen Kommunismus in der russischen Stadt Dimitrow.

Kropotkin, der 1842 als Sohn einer russischen Adelsfamilie in Moskau zu Welt kam, führte ein bewegtes Leben: Desillusioniert von seiner Ausbildung im Palast des Zaren wandte er sich gegen den Willen seiner Familie biologischen und geografischen Studien zu und verbrachte lange Jahre auf Forschungsreisen in der menschenfeindlichen Umgebung Sibiriens.
Aus seinen Erfahrungen und Beobachtungen dort wuchs seine Überzeugung, dass nicht, wie von Charles Darwin behauptet, der ständige Kampf ums Dasein der prägende Faktor des Zusammenlebens in Mensch- und Tierwelt war, sondern stattdessen die gegenseitige Hilfe, also die freiwillige Zusammenarbeit von Individuen zum beidseitigem Nutzen.

Bald kam der junge Kropotkin mit den Ideen des Sozialismus und des Anarchismus in Berührung, denen er sich kurze Zeit später zuwandte und die den Rest seines Lebens prägen sollten. Im Laufe der nächsten Jahre reiste Kropotkin als Aktivist durch die verschiedenen Länder Europas, hielt Vorträge und arbeitete an einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften mit, um die revolutionäre Sache voranzutreiben. Immer wieder wurde er für seinen Aktivismus von den Herrschenden eingekerkert. Kropotkin wurde in dieser Zeit auch als Buchautor tätig und veröffentlichte mehrere wegweisende Schriften, mit denen er die Idee des anarchistischen Kommunismus entscheidend prägte. Zu seinen bekannteste Werken zählen “Die Eroberung des Brotes” und “Gegenseitige Hilfe im Tier- und Menschenreich”.

Im Jahr 1917 wurde der mittlerweile hochbetagte Kropotkin Zeuge davon, wie die erhoffte Revolution seine Heimat Russland erreichte. Doch schnell erkannte er, dass sich die Revolution unter der Führung der autoritären Parteikommunist*innen um Lenin in die falsche Richtung entwickelte. Die Bolschewiki unterdrückten jegliche Kritik an und Widerstand gegen ihre neue Herrschaft. Schnell geriet auch die anarchistische Bewegung, die die Gefahr erkannte, ins Fadenkreuz der Bolschewiki und wurde mit Repression, Haft und Mord überzogen.
Kropotkin agitierte in seinen Schriften offen gegen die neuen Herrschenden und prangerte deren Verhalten an. Doch es war zu spät: Sein Begräbnis 1921, zu dem Zehntausende herbeiströmten, unter ihnen zahlreiche bekannte Aktivist*innen der weltweiten anarchistischen Bewegung, markierte die letzte große öffentliche Versammlung der Bewegung in der sich entwickelnden UdSSR. Viele der anwesenden Anarchist*innen, die nur für ihre Teilnahme an Kropotkins Begräbnis noch einmal ihre Gefängniszellen verlassen durften, verschwanden danach in den Kerkern der Bolschewiki.

Wir gedenken heute Peter Kropotkin, der mit seinem Wirken auch unsere Vision einer befreiten Gesellschaft auf Grundlage des anarchistischen Kommunismus entscheidend mitgeprägt hat.

Es lebe der anarchistische Kommunismus!