Ende Gelände aus Sicht von Plattform-Aktivist*innen

Die Lausitz kann mehr als nur Kohle – ein Motto der diesjährigen Ende Gelände-Aktion in der Lausitz. Und was kann sie so?

Als kleine Plattform-Abordnung bei Ende Gelände ziehen wir ein positives Fazit der Gesamtaktion. Wir konnten in unserer Bezugsgruppe viele neue Erfahrungen sammeln und auswerten.


Seit Donnerstag trafen nach und nach die Aktivisti unserer befreundeten Bezugsgruppen in Berlin ein. Während manche dort bleiben würden, um die Kein-Camp-AG zu unterstützen, bereiteten wir uns mit den anderen Gruppen in Aktionstrainings auf den folgenden Tag vor, der in gewohnter Ende-Gelände-Manier noch unscharf war: Niemand wusste genau, wann es wohin gehen würde und was genau geschehen würde. Spontan verabschiedeten wir uns aber wieder aus dem von uns gewählten Aktionsfinger und schlossen uns dem bunten Finger an, der noch nicht genug Teilnehmer*innen hatte.

Der bunte Finger will zivilen Ungehorsam für alle Menschen möglich machen – auch für jene mit körperlichen Einschränkungen, wenig Erfahrung in großen Aktionen oder Unterlassungserklärungen. Es ist großartig, dass es den bunten Finger gibt und dass viele Menschen viel Energie in seine Realisierung gesteckt haben! Gelebte Inklusion ist Teil unserer Utopie und wir fanden es schade, dass sich außer uns nur noch wenige andere Bezugusgruppen bereit erklärten, sich dem bunten Finger anzuschließen – wir wollen ihn auch bei kommenden Aktionen unterstützen. Inclusive we go!

Früh am Samstagmorgen trafen wir mit unserer Bezugsgruppe beim bunten Finger ein. Gemeinsam ging die Reise von Berlin aus mit Bussen in das Lausitzer Revier. Nach rund drei Stunden Anreise hieß es: runter von der Autobahn, rauf auf die Straße und die Schienen der Kohlebahn! Zügig und ohne störende Staatsgewalt richteten wir uns gemütlich auf und neben der Kohlebahn ein. In den nächsten Stunden würde hier ganz sicher kein Zug entlangfahren. Der guten Vorbereitung ist es zu verdanken, dass es zu keinen Eskalationen mit örtlichen Ende-Gelände-Gegner*innen kam. In etwa 100 Metern Entfernung hatten sich LEAG-Mitarbeiter*innen positioniert, die sich von EG bedroht fühlten und ihr Recht auf Arbeitsplätze gefährdet sahen (Slogan: “Ohne Kohle – keine Energie”), von anderen Seiten näherten sich in kleinen Gruppen Menschen, die augenscheinlich dem rechten Spektrum zuzuordnen waren (Nazis). Hier wurden die Aktivisti in den Blockaden durch koordinierte Securityarbeit von ausgezeichnet organisierten Antifaschist*innen geschützt – ohne diesen solidarischen Einsatz hätten die Blockaden nicht ungestört und sicher ablaufen können, vielen Dank!
Die Straßenblockade wurde von Gruppen aus dem bunten Finger und von den Anti-Kohle-Kidz gehalten. Letztere sind eine recht junge Gruppe, die zum ersten mal einen Finger bei einer Aktion von Ende Gelände aufgestellt hatte.
Wir begrüßen es sehr, dass sich junge Menschen, die zum Teil durch die Bewegung “Fridays for Future” politisiert wurden, sich weiter radikalisieren. Immer mehr Menschen begreifen die Dringlichkeit der Klimakrise und scheuen nicht davor zurück, ihren Protest auch durch zivilen Ungehorsam auf die Straße (oder auf die Schiene / in die Grube) zu tragen.
Leider mussten wir aber auch feststellen, dass die Kommunikation und Entscheidungsfindung zwischen den einzelnen Gruppen nicht immer reibungslos und nach Konsensprinzip abgelaufen ist. So kam es auch zu einer Situation, wo die Straße für Einsatzfahrzeuge der Polizei geräumt wurde, ohne dass es dazu einen Konsens in den an der Blockade beteiligten Gruppen gab. Dies führte zu viel Frust und kostete uns viel Zeit in den darauf folgenden Plena. Wir hoffen, dass die beteiligten Gruppen daraus lernen und dass es in Zukunft direkt ein gemeinsames Plenum aller Gruppen an einem Blockadepunkt gibt.

Besonders gefreut hat uns diesesmal die große Solidarität zu anderen Kämpfen weltweit, die sich unter anderem durch Parolen wie “Ob Lausitz oder Rojava – Klimaschutz heißt Antifa” geäußert hat. Aber auch der Kampagne “Wir sind Systemwandel” stehen wir positiv gegenüber, da sie den unabstreitbaren Zusammenhang von menschengemachtem Klimawandel und dem kapitalistischen Wirtschaftssystem anprangert und aufruft, eben dieses zu überwinden!

Gemeinsam mit Ende Gelände werden wir weiter für eine postkapitalistische, klimagerechte und inklusive Zukunft – für die befreite Gesellschaft kämpfen!

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