Statement zur Räumung des Dannenröder Waldes! #DanniBleibt

Unser Komitee Klimakämpfe hat in den letzten Tagen anlässlich des vorläufigen Endes der Räumungsarbeiten im Dannenröder Forst eine weitere Erklärung verfasst. Im Text gehen sie auf mögliche zukünftige Entwicklungen der Kämpfe gegen den Bau der Autobahn A49 ein und zeigen auf, welche Perspektiven sich für die Klimabewegung aus den zurückliegenden Monaten der Danni-Besetzung ergeben. Zu guter Letzt erklärt der Text, warum Parteien wie die Grünen, aber auch die sogenannte “Klimaliste”, die seit kurzem antritt, um den Grünen als “Öko-Partei” den Rang abzulaufen, nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sind und warum nur Selbstorganisierung von unten einen Weg aus der Klimakrise heraus aufzeigt.

Wir freuen uns, wenn ihr den Text in euren lokalen Klimagruppen teilt und sind schon gespannt auf euer Feedback! Viel Spaß beim Lesen!

Das letzte Baumhaus ist geräumt…

…doch der Kampf geht weiter!

Eine Schneise der Verwüstung zieht sich durch den Dannenröder Forst. Nur noch eine Handvoll Bäume stehen mittlerweile dort, wo der Staat schon bald lasterweise Baumaterial hinkarren lassen will, um die Autobahn A49 zu bauen und die Träume und Hoffnungen tausender Menschen unter Tonnen von Asphalt zu begraben. Weder der Gigapod in der Besetzung “Nirgendwo”, noch die Massenaktionen von Ende Gelände konnten am Ende daran etwas ändern. Der Wald ist geräumt, die Trasse gerodet. Wie jetzt weiter?

Eine Räumung ist noch nicht das Ende

Die Straße soll 2024 fertig gestellt sein und dass dieses Datum nicht realistisch ist, scheint allen klar zu sein. Die A49 als Symbol des deutschen Auto-Kapitalismus wird in den nächsten Jahren nur gegen Widerstand gebaut werden können. Bauunterbrechungen durch Blockaden und Sabotage-Akte werden hoffentlich keine Seltenheit sein, sondern Gewohnheit für einen Staat, der hektarweise gesunden Wald für Profit fällen lässt.
Für diesen spezifischen Kampf werden wir uns neue Fähigkeiten aneignen müssen oder alte weiter verbreiten, aber egal was kommt, wir bleiben das Unkraut, das immer wieder hervorsprießt und den Asphalt zerbrechen wird.
Doch wie könnte dies aussehen? Massives “digger diving”, also besetzen von Baggern und Stoppen der Bauarbeiten durch Lock-ons oder wandernde Hüttendörfer wie bei der A33 vor bereits 20 Jahren stellen Möglichkeiten für eine Fortführung des Kampfes da. Oder wird sich alles ganz anders entwickeln? Wenig scheint in diesen Tagen gewiss…

Den Widerstand an viele Orte tragen

Eines aber wissen alle Menschen, die im und für den Danni gekämpft haben ganz genau: Die Samen des Widerstandes haben sich nicht nur um den Wald verbreitet, sondern sind noch viel weiter geflogen. Hunderte Aktivist*innen haben gelernt zu klettern, Baumhäuser und Plattformen zu errichten und eine Utopie gelebt. Dieses Potential von lebendigem Widerstand, der auf die zerstörerische Maschinerie von Staat und Kapitalismus trifft, wird nicht einfach verschwinden. Die kämpferische Klimabewegung, die sich den behelmten Hundertschaften in den letzten Wochen der Räumung immer wieder aufs Neue mutig in den Weg gestellt hat, wird nicht verschwinden. Stattdessen wird diese Bewegung den Kampf zu anderen Zeiten, an anderen Orten wieder mit der selben Entschlossenheit aufnehmen.

Dass das bitter nötig ist, zeigt ein Blick in den Bundesverkehrswegeplan: Bis 2030 sollen über 800km dieser veralteten Mobilitätsinfrastruktur in Deutschland errichtet werden, zahlreiche Individuen und Gruppen haben dagegen bereits Stellung bezogen. Gemeinsame Bündnisse gegen Ökozid, Klimakrise, staatliche (Verkehrs-)politik und Kapitalinteressen aus radikalen Klimagruppen, Anarchist*innen und Anwohner*innen scheinen an vielen Orten in greifbare Nähe zu rücken. Der Widerstand im Danni hat gezeigt, dass es möglich ist, im Kampf Brücken der Solidarität zu schlagen zwischen verschiedenen Teilen der lohnabhängigen Klasse, wenn die beteiligten Menschen das gleiche konkrete Ziel verfolgen. Der Widerstand im Danni hat gezeigt, welche enorme Macht die breite Selbstorganisation der Menschen entfalten kann. Diesen Widerstand, diese Selbstorganisation von unten müssen wir weitertragen in lokale Initiativen im ganzen Land. Der Staat kann vielleicht ein paar Tausend Polizist*innen für ein paar Wochen in einen Wald karren, damit sie für seine Interessen dort Menschen zusammenhauen. Aber kann er das auch noch, wenn es fünf Wälder gleichzeitig sind? Oder 10? Oder 20?

Unsere Selbstorganisierung rettet Wälder und das Klima – Parteien zerstören sie

Was für uns als Anarchist*innen schon lange vor dem Kampf um den Danni klar war, ist in den letzten Wochen des Widerstands wohl vielen unserer Mitkämpfenden mehr als deutlich vor Augen geführt worden: Wenn wir die Macht, über unsere Leben zu bestimmen, abgeben und sie in die Hände von Parteien legen, dann werden wir verlieren. Denn egal, welche Partei und egal wie sie sich nennt und welche Farbe sie sich gibt, auf keine von ihnen können wir uns verlassen. Egal ob die Grünen, die brutale Hundertschaften in den Wald schickten und so Schwerverletzte und Zerstörung hinterließen, oder irgendwelche angeblichen “Klimalisten”, sie alle müssen sich dem kapitalistischen Spiel fügen, wenn sie es einmal an die Macht geschafft haben. Von ihnen können und sollten wir uns keinen Rettung erhoffen.
Stattdessen liegt die Macht, das Klima zu retten, in unseren Händen; nur wir können es schaffen, aber nur dann, wenn wir uns selbstorganisieren und Widerstand leisten in breiten Bewegungen gegen das kapitalistische System und den Staat, der es schützt!
Als Anarchist*innen und antiautoritäre Antikapitalist*innen ist es jetzt unsere Aufgabe, in diesen Bewegungen noch stärker aktiv zu werden und im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel Ideen und Praktiken zu verbreiten, die die Bewegungen und damit auch uns voranbringen.
Die Zeit zu warten ist vorüber, wir können keine halben Sachen und Kompromisse mehr machen. Also lasst uns uns organisieren und mit den Menschen unserer Klasse kämpfen!

Im Kampf gegen die Räumung mögen wir am Dienstag eine Niederlage erlitten haben, aber um es mit den Scherben zu sagen: “Jede Schlacht, die wir verlieren, bedeuetet unser´n nächsten Sieg!”

Das war nicht das Ende, sondern der Anfang: Lasst uns weiterkämpfen – für Klimagerechtigkeit und gegen Staat und Kapitalismus!

Komitee Klimakämpfe

Auch spannend: Unser Podcast im Gespräch mit einem Besetzer aus dem Dannenröder Wald!:

Gespräch mit Besetzer aus dem Dannenröder Wald (Podcast)