Vor gut einem Monat hat das System Change Camp in Erfurt stattgefunden. Hunderte Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus kamen sieben Tage lang auf einer Wiese in der thüringischen Landeshauptstadt zusammen, um voneinander zu lernen, zu diskutieren und Pläne zu schmieden. Ein inhaltlicher Schwerpunkt des Camps war in diesem Jahr der Kampf gegen den Aufstieg der extremen Rechten, dessen Notwendigkeit sich mit den jüngsten Wahlerfolgen der AfD weiter verschärft hat.
Einen weiteren Schwerpunkt stellte die weiter akute kapitalistische Zerstörung der Umwelt dar. Schließlich wurde das System Change Camp ursprünglich von der Klimagerechtigkeitsbewegung ins Leben gerufen. Neben Antifaschismus und Ökologie fanden jedoch auch andere Themen und Überschneidungen zu anderen Fragen im Laufe der Camptage Beachtung.
In diesem Jahr waren wir als Plattform erstmals in organisierter Form auf dem Camp vertreten. Mitglieder aus drei Lokalgruppen reisten an, um vor Ort mit insgesamt drei eigenen Vorträgen zur inhaltlichen Gestaltung des Camps beizutragen und abgesehen davon den Diskussionen auf dem Camp beizuwohnen. Unser erster Vortrag behandelte die Frage, wie wir Faschismus historisch und aktuell analysieren und welchen Weg wir als revolutionäre Anarchist:innen im Kampf dagegen vorschlagen.
Mit der zweiten Veranstaltung knüpften wir an unsere weiterhin laufende Solidaritätskampagne mit sudanesischen Anarchist:innen an. Wir gaben einen Einblick in die Geschichte des Sudans, in die Revolution, die 2019 das alte Regime hinweggefegt hat und in den Krieg der seit 2023 die Erfolge dieser Revolution in Blut ertränkt.
Angesichts des Aufstiegs der extremen Rechten, angesichts von Kriegen und Krisen überall auf der Welt, sind wir davon überzeugt, dass eine revolutionäre Alternative zum Bestehenden unerlässlich ist. Doch um für sie zu kämpfen, müssen wir uns organisieren. Der letzte Vortrag, den wir mit aufs Camp gebracht haben, führte deshalb in zwei anarchistische Organisationsansätze – den Plattformismus und den Especifismo – ein, die für uns als Plattform von großer Bedeutung sind. Gehalten haben wir ihn zusammen mit unseren Genoss:innen von Perspektive Selbstverwaltung.
Alle drei Vorträge waren gut bis sehr gut besucht. Wir bedanken uns bei allen Anwesenden für ihr Interesse, vor allem für die angeregten Diskussionen und Nachfragen im Anschluss. Genauso wollen wir uns beim ganzen System Change Camp dafür bedanken, dass wir dabei sein und unsere Gedanken zur Diskussion stellen durften. Ein besonderer Dank geht an die vielen Menschen, die durch das Übernehmen von Koch-, Awareness- und Schutzschichten das Camp in dieser Form ermöglicht haben. Wir freuen uns, auch im nächsten Jahr hoffentlich wieder dabei sein zu können.