“Die Verbindungen stärken”: Bericht vom Besuch auf dem Sommercamp der UCL

Vom 13. bis 20. August hat in der südfranzösischen Region Aveyron das diesjährige Sommercamp unserer Schwesterorganisation Union communiste libertaire (UCL) stattgefunden. Mitglieder und Sympathisant:innen aus allen Teilen Frankreichs nahmen an der Veranstaltung teil. Nachdem bereits im vergangenen Jahr ein Genosse der Plattform das Camp besucht hatte, war in diesem Jahr sogar eine kleine Delegation der Plattform vor Ort, um einen Einblick in die Arbeit der Genoss:innen zu bekommen und die Verbindungen zwischen unseren Organisationen zu stärken. Es folgt der Bericht der Delegation:

“Wie in den Jahren zuvor gab es auch in diesem Jahr ein vielfältiges inhaltliches Programm. Jeden Tag gab es gleich mehrere Workshops, Vorträge oder Diskussionsrunden zu unterschiedlichen sozialen Kämpfen und Fragen der Organisation. Ein Fokus in den ersten Tagen lag dabei auf der Auseinandersetzung mit der kurdischen Freiheitsbewegung. So lauschten die Anwesenden den Ausführungen eines Genossen von der Akademie der Demokratischen Moderne über die aktuelle Lage in Rojava und den Erklärungen einer Genossin zur Theorie der Jineologie. Wie in den Vorjahren lag ein weiterer Schwerpunkt des Camps auf betrieblicher und gewerkschaftlicher Arbeit. In verschiedenen Veranstaltungen wurden zum Beispiel Einschätzungen zur Bewegung gegen die Rentenreform ausgetauscht und die Ergebnisse des letzten Kongresses der Gewerkschaft CGT erläutert. Genoss:innen, die in den Gewerkschaftsbünden CGT und Solidaires aktiv sind, diskutierten über den Zustand ihrer Organisationen.

Aber auch viele andere Themen fanden statt: So kamen Aktive aus der Umweltbewegung und der antifaschistischen Bewegung zur Sprache, Genoss:innen aus den internen Komitees der UCL hielten die von ihnen erarbeiteten föderationsweiten Fortbildungen zu Queerfeindlichkeit und Rassismus und das internationale Sekretariat widmete sich in einer Veranstaltung der aktuellen Lage des französischen Imperialismus. Wir als Delegation ergänzten diese Veranstaltung mit einem knappen Vortrag zu Geschichte und Aktualität des deutschen Imperialismus. Bei einer eigenen Veranstaltung auf dem Camp hatten wir die Möglichkeit, mit französischen Genoss:innen über die aktuelle innenpolitische Lage in Deutschland zu sprechen und konnten eine Vielzahl von Fragen dazu beantworten. Besonders gefreut haben wir uns über den herzlichen Zuspruch der Genoss:innen für unseren eigenen weiteren Organisationsaufbau.

Die Woche des Zusammenseins soll aber nicht nur der Bildung dienen. Sie ist auch ein Ort zur kollektiven Erholung, zum Kräfte sammeln für das nächste Jahr des politischen Kampfes und zum Verbindungen knüpfen mit Genoss:innen aus anderen Teilen des Landes. Deshalb gab es neben Sportangeboten am Morgen in den Abendstunden abwechslungsreiche Freizeitangebote. Von revolutionärer Karaoke, Tanz und Spieleabenden bis hin zu einem Pubquiz, das deutsche und französische Genoss:innen gemeinsam organisierten.

Das Camp der UCL zeichnet sich gegenüber vielen politischen Camps, die wir hier in Deutschland kennenlernen durften, dadurch aus, dass es ein außergewöhnlich hohes Maß an Selbstverwaltung gibt. Vom Bildungsprogramm, zu den Freizeitangeboten und reproduktiven Aufgaben, organisieren die Teilnehmenden alles selbst. Für jeden Aufgabenbereich werden Verantwortliche benannt, die wiederum als Ansprechpersonen dienen für die Genoss:innen, die sich in die Schichten einteilen. Jeden Abend findet eine Generalversammlung aller Teilnehmenden statt. So gelang es, die anfallenden Arbeiten gemeinschaftlich und solidarisch zu bewältigen.

Alles in allem war es auch in diesem Jahr wieder eine unglaublich schöne und wichtige Erfahrung, auf dem Camp zu sein. Der intensive inhaltliche Austausch, der herzliche Empfang durch unsere Genoss:innen und das solidarische Zusammenleben auf dem Camp – und das alles inmitten der Natur, weit abseits des Trubels und des Lärms unserer Städte. Zu sehen, wie sich unsere Schwesterorganisation in Frankreich immer weiter aufbaut und eine relevante Rolle in den aktuellen Klassenauseinandersetzungen spielt, gibt uns Kraft. Zu sehen, wie sich eine neue Generation an libertären Revolutionär:innen herausbildet, die den Klassenkampf im Herzen trägt, gibt uns Hoffnung. Und zu sehen, wie sich die Verbindungen zwischen unseren Organisationen, die wir vor nun bald fünf Jahren mit unserer Gründung aufgenommen haben, immer weiter verstärken, gibt uns Zuversicht. Für den Aufbau einer starken anarchistischen Organisation hier in der BRD und für die Schaffung einer neuen anarchistischen Internationale.”

Auch in den kommenden Monaten und Jahren werden wir die Zusammenarbeit mit unseren Genoss:innen in Frankreich und anderswo weiter intensivieren. In der aktuellen Phase erscheint es uns besonders wichtig, Informationen aus der libertären Bewegung und den Klassenkämpfen vor Ort zu verbreiten. Deshalb werden wir in den kommenden Wochen zwei Interviews auf anarchismus.de veröffentlichen, die wir auf dem Camp mit Genoss:innen geführt haben. Seid gespannt.