Vor 123 Jahren geboren: In Erinnerung an Nestor Machno!

Am 27. Oktober 1889 kam der anarchistische Revolutionär Nestor Machno im ukrainischen Huljajpole zu Welt.

Als Kind einer armen Bauernfamilie musste der junge Nestor schon in jungen Jahren als Hilfsarbeiter auf den Gütern der ansässigen Großgrundbesitzer arbeiten. In seiner Jugendzeit begann er in einer örtlichen Eisengießerei zu arbeiten, wo er mit anarchistischen Ideen in Berührung kam. In den stürmischen Jahren nach der russischen Revolution von 1905 wurde er als Anarchist mehrfach inhaftiert und einmal sogar zum Tode durch den Strang verurteilt. Im Gefängnis knüpfte Machno enge Kontakte zu führenden anarchistischen Aktivisten, darunter Pjotr Arschinow. So konnte er sich politisch und ideologisch weiterbilden und entwickelte sich zu einem Kämpfer mit einem starken Willen und festen Vorstellungen von revolutionärer Politik.

Mit der Revolution von 1917 befreit, kehrte er nach Huljajpole zurück und widmete sich mit anderen Anarchist:innen sofort der Umsetzung dieser Ideen. Er wurde schnell zum Vorsitzenden des örtlichen Sowjets gewählt und sammelte Delegierte der Bauern- und Gewerkschaftsorganisationen um sich. Er förderte auch die Bildung des Komitees zur Verteidigung der Revolution für die Enteignung von Land und Eigentum von Großgrundbesitzern und Industriellen.

Von Beginn der Bauernrevolution in der Ukraine an beteiligte er sich an der Bildung des Rates der Aufständischen – einer Organisationsform nach der Auflösung des Staates – und der Aufständischen Armee, in der er als Stratege eine führende Rolle spielte. Diese “Schwarzen Armee” umfasste tausende Kämpfer:innen, gewann die Unterstützung von Millionen ansässigen Bäuer:innen und befreite zahlreiche Ortschaften, in denen sie nicht nur die Selbstbestimmung der Bevölkerung durchsetzte, sondern auch ein fortschrittliches genossenschaftliches Produktions- und Verteilungssystem einrichtete. Die Bauerrevolution war eine echte soziale und revolutionäre Bewegung.

Nach dem Verrat der Revolution durch die russischen Bolschewiki – die in Machno eine Gefahr für ihre Parteiherrschaft sahen – ging er ins Pariser Exil. Dort begann er zusammen mit anderen anarchistischen Revolutionär:innen an einer Auswertung der revolutionären Ereignisse in Russland und der Ukraine zu schreiben. Das Ergebnis dieser Debatten war ein Entwurf für die “Organisationsplattform der Allgemeinen Anarchistischen Union”. Darin riefen sie die Anarchist:innen dazu auf, sich in einer politischen Organisation auf einer soliden programmatischen Grundlage und mit einer Einheit in Theorie und Praxis zusammenzutun. Dieses Dokument bildete die Grundlage für die Entwicklung der plattformistischen Strömung des Anarchismus und prägt damit auch unsere Organisation.

Machno war und ist sicherlich kein unumstrittener Charakter unserer Bewegungsgeschichte. Eine kritische Einordnung ist von Nöten. Die verleumderischen Tiraden, dass Machno nur ein einfacher Bandit und Antisemit gewesen sei, entbehren aber jeder Grundlage.

Er starb 1934 krank, vereinsamt und verarmt in Paris. Ein unwürdiges Ende für einen Genossen, der sein ganzes Leben lang alles in die Waagschale geworfen hat, um die Befreiung der Unterdrückten zu erkämpfen. Damit seine Taten und Ideen nicht in Vergessenheit geraten, wollen wir ihm gedenken!

Lesenswerte Texte von und über Nestor Machno und sein Leben

Organisationsplattform der Allgemeinen Anarchistischen Union (Entwurf) – Dielo Truda (https://www.dieplattform.org/wp-content/uploads/2019/05/KE2-5-1.pdf)

Gelebtes Leben – Mark Zak (https://black-mosquito.org/en/mark-zak-erinnert-euch-an-mich-uber-nestor-machno.html)

Die Geschichte der Machno Bewegung – Peter Arschinoff (https://unrast-verlag.de/index.php/reihen/klassiker-der-sozialrevolte/die-geschichte-der-machno-bewegung-294-detail)