Solidarität mit Rojava!

Am vergangenen Mittwoch (09.10.2019) startete der militärische Angriff türkischer Truppen sowie islamistischer Banden, inklusive Daesh (»IS«), auf Nordsyrien. Um diese Invasion Nordsyriens gegenüber den EU-Ländern durchzusetzen, droht Erdogan der EU, die ca. 3,6 Millionen dort untergebrachten Geflüchteten nicht weiter zurückzuhalten, sollte sein Angriff auf Nordsyrien als Besatzung oder Invasion verurteilt werden. Natürlich stellt der Angriff der Türkei eine Invasion mit dem Ziel der Besatzung dar.

Wir empfinden die Menschen nicht als Bedrohung, sondern heißen sie solidarisch willkommen.

In der Türkei sind und waren sie noch nie gut aufgehoben. Sie sind doch schließlich unter anderem vor den Angriffen des türkischen Staates unter Erdogan geflohen und vor Daesh, welcher auch von diesem Staat unterstützt wurde und wird. Neben PushBacks und Massenabschiebungen ins Kriegsgebiet, leben viele Geflüchtete in der Türkei derzeit unter beschissensten Bedingungen in überfüllten Lagern oder in der Illegalität. Immer wieder gibt es Übergriffe und Pogromstimmung gegenüber syrischen Geflüchteten. Auch leiden Frauen unter sexualisierter Gewalt und Zwangsprostitution.
Deutschland und die EU sind allerdings auch weit davon entfernt, den Menschen hier ein würdiges Leben bieten zu können. Hier wurden etwa Erfahrungsberichte von geflüchteten Frauen des International Woman Space festgehalten: 1, 2, 3
Deutsche Lager wie sogenannte »Ankerzentren«, Abschiebeknäste, Arbeitsverbote müssen dringend beseitigt werden.

Break isolation! Freedom of movement is everybody’s right!

Erdogans scheinheiliger Plan, „Schutzzonen“ in Syrien einzurichten, wohin Millionen von Geflüchtete geschickt werden sollen (gefragt werden die davon Betroffenen danach nicht), dient vor allem um den Angriff auf die kurdische Bevölkerung, deren Verbündete und ihre gemeinsame Autonomie zu rechtfertigen. Auch stellt sich die Frage, vor wem in diesen Zonen Schutz gewährt werden soll. Daesh jedenfalls ist im Norden Syriens fast vollständig besiegt worden und zwar auch von den kurdischen Kräften, welche jetzt von Erdogan bombardiert werden. Im Zuge des Angriffs allerdings erstarken die faschistisch-jihadistischen Milizen wieder, da sie mit Erdogan eine Allianz gegen die kurdische Bevölkerung bilden.
Auch Macht und Zugriff des mörderischen Diktators Assad wachsen durch eine Schwächung der SDF und der kurdischen Autonomie in diesem Gebiet. Die Einwohner*innen ganzer Städte sind gerade auf der Flucht – wohin sollen die Menschen denn gehen? In die Türkei, von wo aus sie gerade mit dem Tod bedroht werden? Ins Kontrollgebiet des syrischen Diktators? Sie brauchen jetzt, ausgerechnet nach Jahren des Friedens, dringend eine Perspektive – ein Umstand, den auch USA und EU zu verschulden haben, die sie angesichts der Bedrohung durch türkischen Nationalismus und islamischen Fundamentalismus im Stich gelassen haben.

Wir verurteilen, dass die EU den Genozid an den Kurd*innen unterstützt (z.B. durch Waffenlieferungen und einem Aufrechterhalten der guten Beziehung zur türkischen Regierung), um ihre Festung Europa gegen Geflüchtete abzuschotten und aus geostrategischem Interesse an der Türkei als Landbrücke.
Zu der Frage, wie wir die Kosten für die Unterbringung unserer Mitmenschen finanzieren können: Es gibt genug Wohlstand in der Gesellschaft – er ist nur eben extrem ungleich verteilt. Wir leben im Kapitalismus: Während die einen in Luxus baden, ertrinken andere in Existenznot. Rechte und Faschist*innen versuchen hier im Rückgriff auf diese Not, die in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet ist, Stimmung gegen Geflüchtete zu machen. Sie wäre aber nur zu beseitigen, wenn, statt nach oben zu buckeln und nach noch weiter unten zu treten endlich die Klassengesellschaft angegriffen würde.

Es muss damit gebrochen werden, den wirtschaftlichen Interessen um jeden Preis oberste Priorität zu geben. Es ist offensichtlich, dass das Aufrechterhalten der kapitalistischen, imperialistischen Verhältnisse untragbar ist. Denn das Sicherstellen von Profit kann nur auf Kosten des Lebens gewährleistet werden.
Wir Anarchakommunist*innen wollen eine Welt der Solidarität und des Miteinanders, wo niemand besser oder schlechter dran ist, als die anderen. Unsere Antwort ist die Selbstorganisierung der Menschen weltweit und die Befreiung von jeglicher Unterdrückung! Von Regierungen, Konzernleitungen & Chef*innen können wir keine Freiheit erwarten – das wäre ein Widerspruch in sich! Es ist an uns, diese Freiheit zu schaffen!

Auch wenn das autonome Gebiet Rojava nicht »anarchistisch« ist, ist es bislang doch auf einem guten Weg gewesen antiautoritäre, gesellschaftliche Organisierung von unten zu fördern und linke, emanzipative Vorstellungen im nahen Osten zu verwirklichen. Neben den Zapatistas im mexikanischen Chiapas ist Rojava vielleicht derzeit das einzige Gebiet weltweit, an dem das längerfristig und in größerem Maßstab geschieht.
Viele Anarchist*innen von überallher haben das erkannt, sich solidarisiert und in ihrem Wirkungsgebiet oder auch direkt vor Ort eingebracht. Anarchist*innen sind auf vielen Ebenen in und um Rojava beteiligt. Wir dürfen die in Rojava vorhandene Perspektive auf eine befreite Gesellschaft auch in Zukunft auf keinen Fall verloren geben.

Nieder mit der Festung Europa, nieder mit Kapitalismus und Patriarchat! Alle zusammen gegen den Faschismus!
Jin, jiyan, azadî! Bijî berxwedana Rojava! Für die Frauen, das Leben und die Freiheit! Es lebe der Widerstand in Rojava!
Bijî Anarsî! Es lebe die Anarchie!

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