Aufkleber-Motiv Zitate #3: Kropotkin – zur Frage des Lohns

Das mittlerweile dritte Motiv unserer Aufkleber-Zitate-Reihe liegt nunmehr in gedruckter Form vor. Ihr bekommt ihn bei unseren Infoständen oder per Postzusendung.

Der anarchistische Kommunismus sieht vor, das Prinzip der Entlohnung für geleistete Arbeit abzuschaffen. Das heißt unter anderem die Lohnarbeit als Konzept, welches die lohnabhängige Klasse im Kapitalismus geiselt, zu überwinden. Im Kapitalismus sind wir gezwungen unsere Arbeitskraft zu verkaufen um Geld zu verdienen, mit dem wir unseren Lebensunterhalt bestreiten. Dieses Konzept ergibt einzig und alleine in einer Eigentumsgesellschaft Sinn. Die Gesellschaft, wie sie der anarchistische Kommunismus vorsieht, also eine Gesellschaft, in welcher der gemeinsam geschaffene Reichtum allen gehört, funktioniert nach dem Prinzip “alles für alle” – unabhängig davon, wie groß der Beitrag der Einzelnen zum gemeinsamen Reichtum ist, egal welche Art von Arbeit (Medizin, Wissenschaft, Fabrikarbeit, Pflege…) geleistet wird; eine Gesellschaft also, die ihre Produktion auf die Bedürfnisse der Menschen ausrichtet und nicht auf die Maximierung des Gewinns der Kapitalist*innenklasse.

Pjotr Alexejewitsch Kropotkin legte mit seiner Schrift “Die Eroberung des Brotes” von 1892 die bis heute aktuelle Grundlage des anarchistischen Kommunismus vor. Es versteht sich von selbst, dass ein inzwischen 127 Jahre alter Text in vielerlei Hinsicht aktualisiert und auf die heutige Zeit angepasst werden muss. Wie bei jeder historischen Person, müssen wir auch bei Kropotkin eine kritische Auseinandersetzung zu den verbreiteten Inhalten und dem Leben der Person führen. Kritisch zu sehen sind bei Kropotkin unter anderem seine Fortschrittsgläubigkeit und seine überschwänglich positiven Zukunftsvisionen, die skizzieren, dass die Revolution quasi schon vor der Tür steht. Auch in Sachen Befreiung der Frau war Kropotkin eher Kind seiner Zeit als Visionär, wenngleich er sich keine frauenfeindlichen Positionen leistet, wie etwa ein Pierre-Joseph Proudhon, welchen wir im übrigen ablehnen und auch nicht weiter verbreiten würden, da wir ihn auch heutzutage nicht mehr für relevant halten, bis auf seine wichtige Funktion für die Entwicklung des Anarchismus…

Kropotkins “Eroberung des Brotes” und vieler seiner anderen Schriften lassen sich allerdings bis heute für unsere Theoriebildung verwenden. Wir suchen einerseits eine Rückbesinnung auf die klaren Grundsätze des anarchistischen Kommunismus: Klassenkampf – gesellschaftliche Enteignung (Auflösung des Eigentums) – Produktion und Verteilung aller Güter nach den menschlichen Bedürfnissen – Auflösung des Staates zugunsten freier Vereinbarungen und gegenseitiger Hilfe etc. sowie eine Aktualisierung und Analyse dieser Grundlagen für die heutige Gesellschaft.

Lest und studiert Kropotkins Werke:

1892: Die Eroberung des Brotes. Edition Anares, Bern 1989, ISBN 3-905052-51-2 (Französisches Original)
1896: Moderne Wissenschaft und Anarchismus. In: Der Anarchismus. Trotzdem Verlag, Grafenau 1993, 1994 und 1997, ISBN 3-922209-42-4 Auszug: (Englisch)
1897: Anarchistische Moral. Verlag „Freie Jugend“, Berlin 1922 (Digitalisat)
1898: Die historische Rolle des Staates. Verlag von Adolf Grunau, Berlin 1898. (Digitalisat)
1899: Landwirtschaft, Industrie und Handwerk. Karin Kramer Verlag, Berlin 1976, ISBN 3-87956-052-8. (Englisches Original)
1899: Memoiren eines Revolutionärs. Unrast Verlag, Münster 2002. Band I, ISBN 3-89771-901-0 / Band II, ISBN 3-89771-902-9 (Englisches Original)
1901: Ideale und Wirklichkeit in der russischen Literatur. Diogenes Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-257-06376-8.
1902: Gegenseitige Hilfe. Trotzdem, Grafenau 1993, ISBN 3-922209-32-7 (Englisches Original)
1909: Die französische Revolution 1789–1793. Trotzdem, Grafenau 1999, ISBN 3-931786-13-7. Zahlreiche normale Auflagen des Titels in der Fass. „bis 1793“ in Deutsch (Französisches Original)
Die französische Revolution 1789–1794. Libertad, Berlin 1979, DNB 790575744.
1923: Ethik. Ursprung und Entwicklung der Sitten. (unvollendet). Verlag Der Syndikalist, Berlin 1923. (Alibri, Aschaffenburg 2012, ISBN 978-3-86569-160-6)

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